Stephenson sieht den Geist-Körper-Komplex als ein in sich geschlossenes System, dessen Organismus aus Röhren, Flüssigkeiten, Festkörpern und viel Raum um die unterschiedlich großen Teile herum besteht. Hier zeigen sich Verbindungen untereinander. Alle Strukturen besitzen Intelligenz, um „richtig“ zu funktionieren. Viele der Komponenten sind in der Lage ihre Größe und Form zu verändern, während sie miteinander interagieren. Gleichzeitig führen sie ganz individuelle Funktionen aus. (Orange 1-6)
Die Verbindungen im Körper und das II. Prinzip
Fast zwangsläufig landen wir beim II. Prinzip, das im Englischen als „Create a Vacuum“ bezeichnet wird. Es heißt soviel wie: Drainage-Kanal öffnen und durch die gleichförmigen Streichungen ein Vakuum und somit eine Sogwirkung schaffen.
Wie bereits erwähnt, gibt es überall im Körper Räume. In diesen Körperräumen können Blockaden auftreten, die für ein perfektes Funktionieren aufgelöst und/oder entfernt werden müssen.
Ein Naturgesetz besagt, dass, wenn man ein Vakuum erzeugt, etwas hindurchfließen muss. Das weiß jeder, der schon einmal Wasser aus einem Glasbecher oder Benzin aus einem Kanister mittels eines flexiblen Schlauchs entnommen hat: wie man ein Vakuum erzeugt, indem man mit dem Daumen oder den Fingern den Druck senkt und das Wasser oder Gas am anderen Ende des Schlauchs herausfließen lässt.
Im Creative Healing fließen unerwünschte und für den Körper schädliche Stoffe über das entstandene Vakuum ab und können folglich ausgeschieden werden. Gleichzeitig zieht das Vakuum einen Sog frischen Blutes oder andere Körperflüssigkeiten nach. So kann das körpereigene Heilungssystem also seine Pflicht tun.
Diese Sogwirkung wird normalerweise mit den Fingern im Cupping (Sinusitis, Orange 2-2) oder dem Daumen (Gelbsucht 5-5) und mit nur leichtem Druck erzeugt.
Entweder etablieren wir mittels des II. Prinzips Drainagekanäle, über die wir die Life Force in Bewegung bringen, oder nutzen vorhandene Verbindungen.
Verbindungen heißen Tubes, Ducts und Channels
Stephenson sieht in seinem Gedankenmodell also eine Vielzahl an Verbindungsgängen im menschlichen Körper. So bezeichnet er das Gefäßsystem als „natürliche Kanäle“, durch die das Blut fließt. (Orange 7-3).
Andere Strukturen hingegen sind aus der Anatomie heraus nicht immer erklär- oder auch belegbar. Und dennoch verbinden sie Organe und Strukturen untereinander – und geben der Creative Healing Behandlung einen schnelleren Zugang zu den uns innewohnenden Selbstheilungskräften.
Im Folgenden seien einige Beispiele näher beleuchtet.
Die Breathing Tube
Man stelle sich die Breathing Tube als Verbindung vor, die auf der Mittellinie des Körpers liegt und von der Pleurahöhle in den Magen führt. Den Zweck dieses Atemkanals sieht Stephenson darin, eine normale Atmung herzustellen und aufrechtzuerhalten, sowie – bei Bedarf – Flüssigkeit aus der Pleurahöhle abzuleiten. (Orange 4-5)
Auch im Fall von Pseudo-Geschwüren von Magen und Dünndarm kann die Behandlung des Atemkanals hilfreich sein; insbesonders, wenn die mangelhafte Funktion der Verdauungssorgane eine Störung des Solarplexus verursacht. (Orange 5-25)
Der Gallenkanal
Den als Gall Notch (übersetzt Gallenkerbe) bezeichneten Ausgangspunkt für den Gallenkanal identifiziert Joseph B. Stephenson als erste Einbuchtung am rechten Rippenbogen, vom Xiphoid ausgehend.
Unter der Gallenkerbe selbst sieht er das Nervenzentrum, das für die Steuerung der Gallenblase verantwortlich ist. Dieser Bereich kann bei Befundung der Galle so empfindlich sein, dass die Klientin bei der leichtesten Berührung zusammenzuckt.
Der Gallenkanal beginnt an der Gallenkerbe und wird senkrecht nach unten (caudal) ausgestrichen bis auf Höhe des Leberkanals, der jedoch nicht überstrichen werden darf.
Bei Gallensteinen in der Anamnese darf der Gallen-Kanal darf nicht ausgestrichen werden. (Orange 5-8f.)
Der Leberkanal als Verbindung zur Blase
Die Liver Tube (Orange 5-7) oder auch Liver Duct (Orange 5-9) stellt nach Joseph B. Stephensons Sicht in den Körper einen Drainagekanal dar, der von der Leber zur Blase führt. Über diesen Kanal entsorgt die Leber Abfallstoffe. (Orange 5-8).
Das Auffinden dieses Leber-Kanals ist im TFM-Buch auf S. 123f.
Auch bei Schritt#2 der Bauchspeicheldrüsen-Behandlung, dem Pankreas-Feeding, wird der Leberkanal automatisch mitbehandelt (Orange 5-11).
Der Herzkanal
Stephenson sieht einen sensiblen Kanal als Verbindung der Herzregion, den er als Bereich, an dem ein „relatives Vakuum“ herrscht, bezeichnet, mit dem Magen.
Durch jede sich im Bereich des Herzens anstauende Substanz (Gas, Flüssigkeit oder Eiter) verändert sich der Druck und verhindert, dass sich das Herz angemessen ausdehnen kann.
Daher müssen Kongestionen, die den Kreislauf beeinträchtigen, über die so genannte Heart Tube, den Herzkanal entfernt werden. Je nach Viskosität der Stoffe, die über die Heart Tube in den Magen abgeleitet werden, sind diese bei den gleichförmigen Streichungen nach dem III. Prinzip als Gurgelgeräusche hörbar. (Orange 4-23)
Der Herzkanal ist laut Stephenson mit einem Mechanismus ausgestattet, der den Druck in dieser Region im Verhältnis zum Atmosphärendruck reguliert. Dies ist möglich, weil der Herzkanal über Magen und die Speiseröhre mit der äußeren Atmosphäre verbunden wäre. Die Aufhebung des herrschenden Unterdruck um das Herz sieht Stephenson übrigens als Todesursache bei einen Herzinfarkt.
Dem Herzkanal kommt als weitere Funktion die Regulation der Herzgeschwindigkeit zu. (Orange 4-19).
Im Zusammenhang mit der Heart Tube wird auch der Spleen-Notch genannt (Orange 5-13). Dieser kommt immer unterhalb des Herzkanals zu liegen.
Die Stomach Air Tube
Laut Stephenson dient diese Tube zur Entlüftung des Magens von gasförmigen Bestandteilen und Luft, die beim Schluckvorgang in den Magen gelangen. Ist ihre Funktion eingeschränkt, treten Schwierigkeiten beim Schlucken von Nahrung und Flüssigkeit auf.
Stephenson visualisiert die Stomach Air tube unmittelbar links der Körpermitte und vom Magen nach oben bis knapp unterhalb des Kehlkopfes verlaufend; es handelt sich also um eine zusätzliche Verbindung aus dem Magen heraus.
Die Funktionsstörung dieser Air Tube ist in der Regel darauf zurückzuführen, dass sich in ihr Schleim gebildet hat oder dass sie sich verengt hat. Ein trockener (Raucher-) Husten ist der Versuch des Körpers, den Schleim zu beseitigen.
Bei der Dysfunktion der Stomach Air Tube, kann es laut Stephenson zu Symptomen von Speiseröhren- oder Zwerchfellbrüchen kommen.
Weitere Gedankenkonzepte zum Thema Verbindungen
Verbindung zwischen Appendix und Rektum
Stephensons Theorie für den Wurmfortsatz, der vom Zäkum ausgeht war folgende: Im frühen Entwicklungsstadium der menschlichen Evolution war der heutige Blind-Darm ein durchgehendes Rohr, das eine weitere Verbindung mit dem Enddarm darstellte.
Dieses zweite Darmrohr hatte den Zweck, gröbere und schwerere Nahrungsreste und eventuell sogar Sand und Kies direkt auszuscheiden, während leichtere Stoffe durch den Dickdarm bewegt wurden.
Der Blinddarm stellte zu Beginn der Menschheit also eine schnelle Abkürzung zum Rektum her. (A3,3)
Durch die Verbesserung der Nahrung wurde dieser Verbindungsgang obsolet, so dass er sich der Blinddarm zu einer Sackgasse entwickelte und bei manchen Menschen ganz verkümmert ist.
Die Schilddrüse hat im Creative Healing auch Ausführungsgänge
Wohlgemerkt: Stephenson arbeitete schon lange mit seinem Gedankenmodell, noch bevor im Labor die Wirkweise von Hormonen nachgewiesen wurde, denn bei der Schilddrüse handelt es sich um eine endokrine Drüse – die keinen Ausführungsgang besitzt. Allerdings stellte sich Stephenson vor, dass die Schilddrüse ein Öl produziert, welches den Herzensmotor schmiert.
So erklärt sich Stephenson den Exophtalmus bei einem M. Basodow sowie auch die Bildung eines Kropfgeschehen dadurch, dass die Schilddrüse in ihrer Sekretion und deren Ausführungsgängen behindert wird. Deshalb würde sich das Sekret verfestigen und anstauen, statt Herz oder Lunge zur Lubrikation zur Verfügung zu stehen.
Foto: Vladimir Kramer